Diese Chronik der Handballabteilung des TSV Richen wurde der Chronik des TSV Richen anlässlich der 100-Jahr-Feier entnommen. Wir bedanken uns bei Olga Brewer, Gunda Heß, Hedi Heß, Katja Köbler, Dagmar Röhl, Ludwig Brenner und Hans-Peter Dvorak, die die Informationen für diese Chronik zusammen trugen und notierten.

Kurzchronik. Die Geschichte des Handballs

Ein Auszug aus der Chronik zum 100-jährigen Bestehen des TSV 1908 Richen e.V.

Es gibt sicher keinen Verein und keine Abteilung, die nicht innerhalb von hundert Jahren von Höhen und Tiefen geprägt wäre. So auch die Abteilung Handball des TSV 08 Richen. Sie ist unzweifelhaft die erste, offizielle Ballsportabteilung und somit die der längsten Tradition im Verein. 1928, im Zuge der Zeit, hatte sich innerhalb des Turngaues neben volkstümlichem Turnen (Leichtathletik und Geräteturnen) der Rasensport immer mehr Anhänger erworben, so auch in Richen. Im Frühjahr desselben Jahres wurde eine Handballabteilung gegründet. Dies wurde seitens der jungen Turner mit großer Begeisterung aufgenommen. Alle Namen der ersten aktiven Gründermannschaft sind bereits in die Vereinsgeschichte eingegangen (siehe Chronik). Man spielte auf einem Großfeld. Vielleicht wäre die Bezeichnung „Acker“ besser gewesen. Zu Beginn reichten Torstangen mit weißem Kalkanstrich. Die Mannschaft stand unter der Leitung des Turners und Spielwarts Fritz Kissel. Unter dessen zielstrebiger Leitung nahm der Handballbetrieb innerhalb des Vereins immer festere Formen an. Durch die rege Beteiligung der aktiven Turner war es so bald möglich, zwei Mannschaften zusammenzustellen.

Der Sportsgeist innerhalb der Spieler war so groß, daß man auch bereit war, finanzielle Opfer zu bringen. So wurden die Sportkleidung und der erste Ball von den Spielern selbst bezahlt. Die erste Mannschaft spielte von nun an in den Farben grün-weiß (die auch heute noch die traditionelle Vereinsfarbe sind), die zweite unter blau-weiß. Nach anfänglichen Trainings- und Freundschaftsspielen konnte im September 1928 die erste Mannschaft zu den Pflichtspielen des Turngaues antreten. Der Handballsport und seine Spieler konnten sich durch Leistungen innerhalb kurzer Zeit einen guten Namen im Bereich des Turngaues erwerben. Oft wurden sie durch ihr faires Spiel zusätzlich ausgezeichnet. Über Jahre hinweg wurde der Handballsport, neben dem Turnen, das große Aushängeschild des Vereins. Durch Einberufung der jungen Spieler zum Arbeits- und Wehrdienst in den 30er Jahren wurde der Spielbetrieb empfindlich geschwächt. Man gründete eine Spielgemeinschaft mit Klein-Umstadt. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges und die Folgen danach, ließen einen geregelten Spielbetrieb nicht mehr zu. Aus den Reihen der Turner und Handballspieler kamen einige nicht mehr in die Heimat zurück.

Erst am Ende der 40er Jahre ging es mit dem Handball wieder weiter. Aus dem Nichts musste etwas aufgebaut werden. Die Zeit war von Entbehrungen gezeichnet. Oft fehlte es an Fahrrädern oder intakter Bereifung, um zu den Auswärtsspielen zu kommen, Sportkleidung war schwer zu beschaffen und man konnte sie sich auch nicht immer leisten. Jungen Sportlern war es auf Grund mangelnder Ernährung oft nicht möglich, Sport zu treiben (so die Aufzeichnungen aus der Chronik 1947). Es konnte jedoch wieder mit dem Handballspiel begonnen werden, wobei – leider nur kurzfristig – auch Frauen-Handball begann.

Inzwischen war eine sogenannte zweite Generation von Handballern herangewachsen. Namen, die für damaligen guten Handballsport standen, waren: Die Gebrüder Philipp und Ludwig Walther, Heinrich und Adam Diehl, sowie Karl Ohl, Karl Lowack, Erich Guhl, Wilhelm Voltz, Albin Wellnitz, Friedrich Jox, Ernst Duschek, Christian Heß, Karl Voltz und Georg Storck (alle Namen konnten leider nicht recherchiert werden). Bei den Verbandsspielen 1947/48 nahmen diese bereits den 1. Platz in der Tabelle ein.

Gegen Ende der 50er Jahre begann diese Entwicklung zu bröckeln. Dabei spielte der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft der deutschen Mannschaft 1954 gegen Ungarn keine unwesentliche Rolle. Die Nation, die über Rundfunk, die „Wochenschau“ und z.T. schon über vereinzelte Fernseher das Ereignis des Jahres miterlebt hatte, war außer sich vor Freude. Deutschland war wieder jemand und die Nationalmannschaft wurde frenetisch verehrt. Dies wirkte sich bis in den kleinsten Verein aus. Jeder Jugendliche wollte Fußball spielen. Bereits 1957 war das Handballspiel am Sterben; der Handball schien keine Zukunft mehr zu haben. Ab 1961 hielt, wie bekannt, der Fußball Einzug in den TSV 08 Richen. Nach längerer Zeit formierte sich jedoch – trotz Fußballbegeisterung – wieder eine Herren-Handballmannschaft.Initiator war Philipp Steiner. Von einst Feldhandball wechselte man zu Hallen- und Kleinfeldhandball.

Mitte der 70er Jahre wuchs die Begeisterung bei den Damen für das Handballspiel. Georg Arnold („Handball–Schorsch“) kam als Trainer zum TSV Richen, und ihm gelang es, kontinuierlich eine Damen- und eine weibliche Jugendmannschaft aufzubauen. Durch Freundschaften und zunehmender Mobilität kamen auch auswärtige Spielerinnen zum Handball nach Richen. Zur richtigen Entfaltung der Herrenmannschaft kam es erst wieder 1978. Im Juni 1981 feierte man 50 Jahre Handball, 25 Jahre Tischtennis und 20 Jahre Fußball festlich im Saalbau. Schritt zu halten mit der Entwicklung dieser Sportart war nicht immer einfach. Es gelang mal besser, mal schlechter. Neben den Punktrunden nahm man auch an Turnieren teil. Die Geselligkeit wurde groß geschrieben, und es gab einiges zu feiern. Weibliche Jugend konnte in den Damenbereich nachrücken. Als Georg Arnold sein Amt niederlegte, fand sich kein Nachfolger im Jugendbereich. So war das zarte Blümchen Jugend schnell wieder verblüht. Damen- und Herrenmannschaft spielten lange Jahre mit der gleichen Besetzung, der ständige Wechsel in der Abteilungsleitung jedoch ließ keine Kontinuität erkennen. Die Männermannschaft hatte bald den Alterszenit überschritten, Jugend kam keine nach, und somit mußte das Männerteam 1998 vom Spielbetrieb abgemeldet werden. Nun hatte die Abteilung nur noch eine Damenmannschaft. 1994 konnte man Dagmar Röhl als Handball-Abteilungsleiterin gewinnen und konnte wieder auf eine kontinuierliche Arbeit bauen. Sie verstand es, die Abteilung zwölf Jahre lang zu leiten und zu führen. Sie brachte es fertig, junge Damen mit den „alten“ erfahrenen Spielerinnen zu einer Truppe zu vereinigen. In diesen Jahren konnte die Mannschaft sogar den Aufstieg in die Frauen-Bezirksliga A-Odenwald/Spessart verbuchen, der auf Grund einer neuen Klassenleitung zustande kam. Diese Spielklasse konnte bis heute gehalten werden. So ist dies ein herausragendes Beispiel von Zuverlässigkeit innerhalb einer Abteilungsleitung.

Doch auch an einer Damenmannschaft gehen die Zeichen der Zeit nicht vorbei. Die Bindung an einen einzigen Verein ist heute nicht mehr selbstverständlich, und die Nähe zum „großen“ Handballnachbar Groß-Umstadt bedeutet starke Konkurrenz in dieser Abteilung. Es konnten keine jungen Spielerinnen gewonnen werden. So war man 2005 gezwungen, eine Frauen-Spielgemeinschaft (FSG) mit Reinheim zu gründen. Diese funktioniert bis heute sehr gut, doch ist die Zukunft des Handballsports im TSV eher ungewiss. Die Handball-Frauen sind unter der Leitung von Dagmar Röhl stets ein Vorbild in Sachen ehrenamtlichen Dienstes für den Verein. Sie genießen beim TSV einen guten Ruf. Wie die Chronik des Handballs fortgeschrieben werden kann, bleibt offen.

Dagmar Röhl – Abteilungsleitung Handball

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